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TEST: Bewegende Bilder, JVC GC-FM1AEU, GZ-MS120BEU, GZ-HM400EU unter der Lupe

Seit fast zwei Wochen habe ich die drei Cams jetzt bei mir. Ich teste die Kameras auf Eignung als mobilen Ersatz zu größeren Broadcast-Geräten. Mich nervt es einfach, unterwegs zu sein und plötzlich die Chance auf ein Interview zu haben, aber keine passende Cam dabei zu haben. Und da man nicht jederzeit eine Schulterkamera im Seckel tragen kann, braucht es ne Alternative. Danke an JVC für’s zur Verfügung stellen.

Die JVC's im Überblick

Welche ist die bessere Mobile? GC-FM1AEU, Everio GZ-MS120, Everio GZ-HM400

JVC GC-FM1AEU – Die kompakte Youtube-Cam (ca. 170 Euro)

Eine Pocket-Camera die 1080p HD kann? Kann nicht sein. Ist auch nur bedingt richtig. Aber dazu später mehr.

Lasst mich vorher die ersten Eindrücke wiedergeben. Das Format der Kamera ist superhandlich. Mit einer Höhe von unter zwei Zentimetern ist das Teil ein richtiger Flachmann. Ich sollte besser sagen Flachfrau. Nicht nur gendertechnisch, auch designtechnisch wäre dies wohl korrekter. Da bin ich schon bei meinem ersten Negativpunkt. Macht die Cam auf der Vorderseite noch einen soliden, halbwegs eleganten Eindruck, so hat sie seitlich “Wellblech” und auf der Rückseite spacige 3d-Effekte als Oberflächenmuster. Ich musste sofort an Krocha denken. Schön Bling Bling eben. Aber Ok. Ich benutze Kameras nicht, weil sie gut aussehen, sondern weil sie gut funktionieren.

JVC_gc_fm1_aeu

Das Rückseiten-Design der GC-FM1 wirkt billig.

Grundlegende Funktionen

Ich gelange schnell zum nächsten Kritikpunkt. Der Einschaltknopf. Der ist definitiv für Frauenfinger konzipiert. Mit frisch geschnittenen Fingernägeln tue ich mir schwer, die Cam überhaupt einzuschalten. Das 5,1 cm große Display ist ausreichend. Die restlichen Tasten sind gut angeordnet, fühlen sich gut an, lassen sich jedoch nicht immer ganz rund bedienen.

Die Bedienung

Record und Stop zu drücken ist denkbar einfach. Auch die Menüführung ist simpel. Problematisch wird es beim Umstellen des Aufnahmeformats. Dazu muss man die kreisförmig angeordneten Pfeiltasten betätigen, leider bekommt man keine sofortige Rückmeldung. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass nach einer Sekunde erst etwas passiert. Wenn man’s weiß, ist es aber halb so schlimm. Da die Kamera auf das wesentliche reduziert ist, bleibt sonst nicht viel zur Bedienung zu sagen. Mit den Pfeiltasten oben und unten kann man zoomen, der Rest ist selbsterklärend.

Die Aufnahmequalität

JVC gc-fm1a_bc

Die Vorderseite ist übersichtlich, der Einschaltbutton leider nur schwer zu betätigen.

Wenn schon 1080p draufsteht, werde ich das natürlich gleich mal testen. Die Bilder werden durchaus ansprechend für so ein kleines Ding. Die Sättigung ist gut, die Bilder sind auch sehr scharf. Der automatische Weißabgleich ist nicht immer optimal. Bei Tageslicht verpasst er den Bildern einen Blaustich, bei Kunstlicht verlieren die Aufnahmen etwas an Schärfe. Im Großen und Ganzen sind die Bilder besser als erwartet. Weitere Formate: 720p (1280×720), VGA (640×480) und QVGA (320×240).

Der zu Beginn erwähnte Haken an der 1080p-Auflösung: Hier handelt es sich um das veraltete 1080p mit nur 1440 Spalten, gegenüber 1920 in “echtem” Full HD. In vielen Videprogrammen wird bei der Bearbeitung auf 1920 hochskaliert, was in unscharfen Bildern endet.

Der Ton kling durch die eingebauten, stets übersteuernden Lautsprecher sehr schlecht, am Computer ist er in Ordnung. Die Sprachqualität ist gut, wenn der Ton auch manchmal etwas blechern klingt.

Ab auf den Computer

Um das aufgezeichnete Material auf den Computer zu bekommen, steckt man die Cam per USB Kabel an. Es öffnet sich der so genannte Pixela MediaBrowser LE, ein klobiges Stück Software, das für mich völlig unbrauchbar war. Hier findet sich zwar der vielzitierte One-Button-Youtube Knopf, bearbeiten lässt sich jedoch kaum etwas. Ich lade meine Videos lieber selbst auf Youtube. Was auch ohne Problem möglich ist, da die Cam .mov-Files erzeugt, die direkt hochgeladen werden können. Maximal 12MBit/s weisen die Files auf, die JVC verwendet H.264-Kompression und MPEG-4-Encoding.

Mein Tipp an alle, die Files weiterverarbeiten möchten: Einfach per Drag&Drop von der Karte ziehen. Funktioniert vor allem auch auf Macs, die beschriebene Software arbeitet nämlich nur auf Windows.

Anschlüsse

Die Pocket-Cam verfügt über genannten USB-Anschluss, HDMI Ausgang, AV-Ausgang und einen Steckplatz für SD/SDHC. Außerdem lässt sie sich in einen Makro-Modus versetzen, was Nahaufnahmen mit der umschaltbaren 8 Megapixel Foto-Kamera erlaubt.

Fazit

Die Cam eignet sich ideal als ständiger Wegbegleiter für schnelle Aufnahmen. Sie ist äußerst kompakt, liefert gute Bildqualität und akzeptablen Ton. Leider hat sie einige Mankos: schlechte Tastensteuerung, schlechte Software und ein nicht schwenkbares Display.

Somit ist sie gut geeignet, um im Notfall schnell brauchbare Aufnahmen zu zaubern, nicht jedoch als Ersatz für eine ordentliche Cam. Ich bin gespannt, wie sie sich im Vergleich zur Flip Video Mino HD und der vor kurzem vorgestellten Kodak Zi8 schlagen wird, die beide schon rein optisch mehr Anspruch vermitteln.

GZ-MS120BEU Kompakte Standard Definition Cam mit 2 SDHC Slots (ca. 170 Euro)

Die GZ-MS120 BEU zeichnet im Gegensatz zu den anderen beiden im Test angeführten Cams nur mit Standard-Definition auf. Dies bringt ihr von meiner Seite schon im Vorhinein Minuspunkte, da ich meine Youtube-Videos auch in Kürze auf HD umstellen werde.

Die JVC ist ein sehr kompakter Camcorder, der über zwei SDHC Karten-Slots verfügt. Ist eine Karte voll, schaltet der Camcorder

Die MS120BEU ist ein formschöner, sehr kompakter Camcorder.

Die MS120BEU ist ein formschöner, sehr kompakter Camcorder.

automatisch auf die nächste um. Ohne die Cam auszuschalten.  Das ist fein. Mit zwei 32GB Karten kann man theoretisch mehr als 8 Stunden lang filmen. Ansonsten bietet die kleine JVC keine aufregenden Funktionen. Die Videoqualität kann in 4 Stufen eingestellt werden, von Sparmodus bis Ultra Fein. Ich habe natürlich Ultra Fein gewählt und mal ein paar Aufnahmen gemacht.

Bild und Ton

Die Bildqualität der MS120BEU ist bei Tageslichtaufnahmen sehr gut. Auch unter Kunstlicht macht sie einen ordentlichen Eindruck. Leider lässt uns auch diese Cam, wie in dieser Preisklasse üblich keinen Einfluss auf den Weißabgleich nehmen. Bei Locations mit wenig Licht, bzw. bei Dämmerung stoßt der 1/6″ Chip allerdings an seine Grenzen.  Der Ton ist durchwegs gut.

Features

Die Cam ist wie alle aus der Serie “Everio” mit einem so genannten Laser-Touch-Display bestückt. Anfänglich tat ich mich schwer mit dem feinfühligen Lichtbalken, mittlerweile gefällt es mir jedoch sehr gut. Man kann den Balken, der direkt am Rand des Display sitzt für die Navigation durch aufgezeichnetes Material oder als Zoomwippe benutzen.

Weiters verfügt die Cam über eine Schnellstartfunktion. Schließt man das Display, geht sie in den Standby-Modus, öffnet man das Display, dauert es keine Sekunde bis das Ding wieder läuft. So verpasse ich kein Hoppala mehr auf Parties und spare mir trotzdem Akkulaufzeit.

Die kleine Zoomwippe, die an der Oberseite der Cam angebracht ist, lässt sich nur sehr schwer bedienen. Für elegante Zooms ist diese, zumindestens für meine Finger, völlig unbrauchbar.

Das Design

Die Form der kleinen Everio ist elegant. Das in der Preisklasse gewohnte Glanzplastik findet leider auch hier Einsatz. Stichwort: Fingerabdrücke. Das Display ist klappbar, wodurch sich die Cam im Gegensatz zur FM1 für Eigenaufnahmen, zB vür Video-Podcasts eignet.

Fazit

Die GZ-MS120BEU ist ein anständiger Camcorder, der aufgrund seiner Kompaktheit in jede Tasche passt. Die Bild- und Tonqualität sind durchwegs gut, als Wegbegleiter für spontane Interviews (gerne auch mit sich selbst) ist sie zu dem Preis sicher ein Tipp. Größter Minuspunkt: Das fehlende HD-Format.

JVC GZ-HM400EU – Kompakter HD Camcorder mit toller Verarbeitung (ca. 800 Euro)

Die JVC GZ-HM400 EU ist die Speerspitze der JVC-Everio Linie. Sie zeichnet in 1920×1080 HD im AVCHD-Format auf. Fast alles lässt sich manuell einstellen, der erste Eindruck ist sehr positiv.

Die GZ-HM-400

Die GZ-HM-400 ist ein hochwertig verarbeiteter Camcorder, der seinen Preis hat.

Dieser bestätigt sich auch bei Mehrfachnutzung. Die Kamera schaut nicht nur sehr hochwertig aus, sie fühlt sich auch so an. Die Verarbeitung ist sehr gelungen, die Cam liegt gut in der Hand, die Bedienung ist sehr intuitiv.

Bildqualität

Die Bildqualität der HM-400 ist hervorragend. Gestochen scharfe Bilder mit satten Farben und hohen Kontrastwerten. Für ambitioniertere Kameramänner findet sich ein Rad an der Vorderseite der Kamera, mit dem man manuell Focus und Belichtung einstellen kann. Dies funktioniert außerordentlich gut. Zoomen lässt sich über eine hochwertige Zoomwippe an der Oberseite der Kamera, oder das Laser Touch Display. Die analoge Variante ist jedoch so gut ausgeführt, dass man auf digitale Spielereien gerne verzichtet.

An der Oberseite der Kamera finden sich drei Tasten, mit denen sich weitere manuelle Einstellungen vornehmen lassen. Zum einen

Die Zoomwippe und die drei Tasten für manuelle Einstellungen der HM-400

Die Zoomwippe und die drei Tasten für manuelle Einstellungen der HM-400

lässt sich die Blende zwischen 2.8 und 5.6 einrichten. Zum anderen kommt man mit der Taste S zur Einstellung der Belichtungszeit.  Der dritte Button ist individuell belegbar, ich habe mir die Einstellungen für den Weißabgleich darauf gelegt. Mit einem Knopfdruck kann ich zwischen den verschiedenen Voreinstellungen umschalten. Diese sind sehr gut eingerichtet. Eine akzeptable Alternative zur manuellen Einrichtung eines Weißabgleichs.

Gimme Speed Baby

Das wohl beeindruckendste Feature der Cam ist der High Speed Modus. Im Foto-Modus (9MP Fotos) kann die Kamera bis zu 11 Bilder in der Sekunde schießen, wobei sich die Auflösung dabei auf 5 MP reduziert. Im Videomodus kann die Kamera für 2,8 Sekunden bis zu 500fps (!) aufzeichnen. Allerdings wird die Auflösung hier stark zurückgeschraubt. Wie das in der Praxis aussieht, werde ich sobald das Freitraining beginnt mal auf dem Fußballplatz testen.

Problem: AVCHD

Das AVCHD-Format, dass mittlerweile fast alle Consumer-Cams mit HD-Aufzeichnung benutzen, birgt so einige Tücken. Mac-User können es nur mit der neueren Versionen von AVID, Final Cut Pro ab 6.01 aber NUR mit Macs mit Intel Core-Duo Prozessoren aufmachen. Sonst bleibt nur die Möglichkeit, mit einem AVCHD-Converter (der einzig funktionierende war im Test VoltaicHD) das Material vorher in kompatibles Format umzuwandeln.

Auf Windows gibt es zahlreiche Converter, hier stellt dies weniger ein Problem dar.

Sonstige Ausstattung

Externes Mikro und Kopfhörer können problemlos angeschlossen werden. Ein Component-Ausgang, ein HDMI-Ausgang und ein USB-Anschluss bilden die Anschlüsse ab. Leider findet Firewire im Consumer-Bereich immer noch keinen Einzug.

Die Daten werden wahlweise auf der 32GB internen Festplatte oder auf SDHC-Karte gespeichert.

Ein optischer Bildstabilisator, ein 1/2,3″ Chip und Verarbeitung mit 24Mbps sorgen runden das “scharfe” Gesamtbild ab.

Fazit

Für einen mobilen Begleiter ist die Cam zu teuer. Da würde ich lieber etwas mehr investieren und mir eine GY-HD-100 zulegen, die noch einige Features mehr in Richtung Pro aufzuweisen hat. Die Bildqualität der Cam ist hervorragend, die Bedienung über die Instant-Tasten ebenfalls, jediglich an das Laser-Touch-Display für tiefere Menüeinstellungen muss man sich auch hier gewöhnen.

Ich würde die Kamera ambitionierten Hobby-Filmern empfehlen, die mit Werten wie Blende und Verschluss etwas anfangen können.

Gesamtfazit

Die drei JVCs bringen jeweils solide Bilder. Für den mobilen Einsatz, für eine schnelle Geschichte oder Interview, ist die GZ-MS120 was das Preis-/Leistungsverhältnis betrifft am ehesten zu empfehlen. Allerdings zeichnet diese in Standard-Definition auf.

Der GC-FM1AEU fehlt schlichtweg ein schwenkbares Display, die Cam ist eher für Unterhaltung gedacht und bildet in ihre Kompaktheit eine gehobene Mobiltelefon-Kamera ab.

Mit der GZ-HM400EU ist JVC eine sehr gelungene, aber für den Einsatz als mobile Ersatzkamera schlicht zu teure Kamera gelungen. Ambitionierte Hobby-Filmer werden damit aber sehr viel Freude haben.

Ich werde jedenfalls alle drei Kameras weiter benutzen und euch bei Gelegenheit die Ergebnisse hier präsentieren. So long.

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Ein Kommentar:

  1. Jan sagt:

    Danke für diesen interessanten Bericht! Ich finde es immer sehr interessant, wenn Testberichte direkt aus Verbauchersicht und mit einer bestimmten Orientierung verfasst werden. Die drei getesteten Kameras waren meiner Meinung nach ein sehr schönes Beispiel für die 3 groben Produktklassen und auch Ihre Bewertung scheint mir gut begründet und repräsentativ.

Ich freue mich über Deinen Kommentar!